Ethereum 2.0 – eine Blockchain Revolution?
Big News: Anfang Dezember 2020 markierte den Beginn der ersten Phase der großen Neuerung bei Ethereum, auf die viele Anleger und Krypto-Fans bereits seit Monaten hin fieberten. Nachdem die sogenannte Phase 0, welche das Staking auf Ethereum 2.0 auf der Beacon-Chain ermöglicht, gestartet ist, folgen nun weitere Phasen verteilt über die nächsten Jahre.
Das Ziel dieser Neuerungen ist der Übergang von Proof-of-work (PoW) zu Proof-of-Stake (PoS) mit Smart Contracts. Doch was genau bedeuten diese Änderungen? Was sind Smart Contracts und welche Vorteile haben sie für Anleger und alle die es werden wollen?
Was ist Ethereum?
Bevor wir im Folgenden weiter in die doch recht komplexe Thematik einsteigen und die Smart Contracts näher beleuchten wollen, gilt es zunächst den Begriff Ethereum genauer zu definieren. Ethereum ist ein öffentliches und dezentrales Blockchain Netzwerk, welches weder manipuliert noch verändert werden kann.
Der Name Ethereum beschreibt den Namen der Blockchain des dahinter liegenden Netzwerks, auf dem die Heimatwährung Ether oder ETH läuft. Diese dezentralisierte und digitale Währung gehört zu den sogenannten Altcoins – also Alternative Bitcoins – und wurde 2015 offiziell eingeführt. Seitdem konnte Ether den Status als zweitgrößte Kryptowährung nach dem Bitcoin stets verteidigen, auch wenn der Preis in den letzten Jahren immer wieder schwankte.
Während der Preis im Jahr 2015 noch zwischen 0,31 US Dollar und 2,83 US Dollar lag, stieg er in 2017 auf bis zu 740 US Dollar. Dies bedeutete eine Steigerung von 9.000% innerhalb kürzester Zeit. Im folgenden Jahr verloren aber alle Kryptowährungen wieder an Wert und auch Ethereum sank auf rund 100 US Dollar.
Was ist eine Blockchain?
Die Technologie Blockchain ermöglicht es, Informationen mithilfe einer dezentralen Datenbank fälschungssicher zu übermitteln, sodass Kopien ausgeschlossen und die Daten der Nutzer sicher sind. Etwas abstrakter formuliert handelt es sich hierbei um sichere und stets aktuelle Verzeichnisse, in denen alle Informationen zu Transaktionen für alle Teilnehmer sichtbar hinterlegt sind.
Die Blockchain wir stets chronologisch und linear erweitert und lässt sich deshalb gut mit einer Kette vergleichen, bei der immer neue Glieder eingebunden werden. Daher kommt auch der Begriff Blockchain, der sich als Blockkette übersetzen lässt. Beim Bitcoin ist die Blockchain beispielsweise in einem Peer-to-Peer Netzwerk angelegt, wobei jeder Teilnehmer eine vollständige Kopie der Blockchain übernimmt und die Aufgabe hat, die Transaktionen zu dokumentieren und zu prüfen.
Vorteile der Blockchain
- Sicherheit: Aufgrund der Tatsache, dass sich erst alle Beteiligten einigen müssen bevor eine Transaktion ausgeführt wird, sind diese besonders sicher. Darüber hinaus werden die Transaktionen in der Blockchain verschlüsselt und auf einem gemeinsamen Netzwerk abgelegt, wodurch sie für Hacker sehr schwer zu erreichen sind.
- Stabilität: Bestätigte Blöcke und Transaktionen können nur sehr schwer rückgängig gemacht werden. Jede Änderung wird darüber hinaus ebenfalls notiert und ist somit stets nachvollziehbar.
- Dezentral: Da die Blockchain ein neutrales System der Informationsverbreitung ist, hat jeder Teilnehmer die gleichen Zugriffsrechte. Es gibt niemanden dem dieses Journal gehört und keine Behörden oder Unternehmen können Einfluss darauf nehmen.
Ethereum Blockchain – Smart Contracts
Auch Ether basiert auf dem Prinzip einer Blockchain, wodurch alle Transaktionen abgesichert sind. Bei dem Prinzip der Smart Contracts handelt es sich um einen ausführbaren Programmcode in Form einer Wenn-Dann-Bedingung. Hierbei wird eine automatisch Aktion ausgelöst, sobald ein Ereignis mit direktem Bezug zu einem Vertragsinhalt,also dem Contract, eingetreten ist.
Ein Smart Contract ist also ein automatischer Vertrag, durch den vordefinierte Aktionen als Folge bestimmter Ereignisse herbeigeführt werden. Da es ohne Mittelsmänner und somit ohne menschliches Eingreifen geschieht, bietet diese Vorgehensweise tendenziell mehr Vertrauen, Sicherheit und Effizienz als herkömmliche Verträge.
Anwendungsfelder von Smart Contracts
Der Begriff Smart Contract existiert bereits seit 20 Jahren, findet aber erst seit dem Aufschwung der Kryptowährungen und der dazugehörigen Blockchains immer mehr Verwendung. Doch nicht nur bei den digitalen Währungen lassen sich Smart Contracts einbinden, denn die Vermeidung von Mittelspersonen ist auch in vielen anderen Bereichen äußerst sinnvoll und kann Prozesse stark beschleunigen und erleichtern.
Durch die kleinen Programme und den Code, die auf den Blockchains gespeichert sind und ausgeführt werden, können programmierte Bedingungen durch Smart Contracts schnell und einfach umgesetzt werden. Aufgrund der Tatsache, dass hierbei eine Drittpartei durch den Smart Contract ersetzt wird, ist diese Vorgehensweise beispielsweise für Crowdfunding sinnvoll, da so eine Menge an Gebühren gespart werden kann.
Auch für Anwälte, Notare, bei Versicherungen oder für eine Bank können solche Software und Verträge – also Smart Contracts – sinnvoll sein.
Corona-Hilfen – schneller durch Smart Contracts?
Auch Behördengänge und die Bewilligung von Anträgen könnten durch die Implementierung von Smart Contracts stark vereinfacht werden. Ein aktuelles Beispiel wie die Bewilligung und Auszahlung der Corona-Hilfen für Unternehmen, zeigt wie langwierig solche Prozesse derzeit noch sind.
So sollen die Hilfen vom November 2020 voraussichtlich erst im Januar 2021 ausgezahlt werden. Ein Smart Contract könnte hierbei eingesetzt werden, um Formulare zu prüfen und freizugeben sobald alle Bedingungen erfüllt wurden. So können die Prozesse deutlich beschleunigt werden. Insbesondere in solch kritischen Situationen wie der aktuellen Corona-Krise, wo vielen Unternehmen Insolvenzen drohen, können Smart Contracts eine enorme Hilfe sein.
Die Vorteile von Smart Contracts
Ambitioniertes Update: Übergang zu Proof-of-Stake
Ethereum ist das lang erwartete Update, welches seit Dezember 2020 gestartet ist. Die neue Eth2 Plattform soll mehr Transaktionen in kürzester Zeit ermöglichen und somit den Vorgänger bei Weitem übertreffen. Ermöglicht wird dies durch die Umstellung vom sogenannten Work-of-Proof zum Work-of-Stake Verfahren. Doch wie unterscheiden sich die zwei?
Proof-of-Work
In einem sogenannten Proof-of-Work System müssen die Miner komplexe Gleichungen mit ihren Computern lösen, um Transaktionen zu prüfen und diese in der Blockchain zu dokumentieren. Da dieser Prozess eine enorme Menge an Energie in Anspruch nimmt, ist ein hoher Stromverbrauch die Folge.
Derzeit wird für eine einzelne Ethereum-Transaktion beispielsweise 22,65 kWh Energie benötigt. Für die Herstellung bzw. das Mining dieser Kryptowährung werden etwa neun Mega Joule benötigt, um das Äquivalent eines US Dollars zu produzieren. Das ist in etwa so viel, wie ein durchschnittliche Haushalt in den USA pro Tag verbraucht. Auch wenn das im Vergleich zum Bitcoin nur halb so viel ist, ist es dennoch doppelt so viel Energie wie man für die Herstellung von Gold benötigt.
Proof-of-Stake
Mit dem neuen Verfahren soll der Energieverbrauch um 99 % reduziert werden. Ein weiterer Vorteil des Proof-of-Stake Verfahrens ist, dass viel mehr Transaktionen in kürzester Zeit möglich sind. Während aktuell rund 15 Transaktionen pro Sekunde getätigt werden können, sollen es in Zukunft mehrere Tausend Transaktionen sein.
In den letzten Monaten arbeiteten der Ethereum Erfinder Vitalik Buterin und eine Reihe von unabhängigen Programmierern eifrig daran, einen solchen neuen Code für die dahinterstehende Blockchain zu entwickeln, um diesen Prozess so effizient wie möglich zu gestalten. Dank dieser Smart Contracts können Transaktionen deutlich schneller genehmigt, durchgeführt und auf der Blockchain gespeichert werden.
Während sich beim Mining des Bitcoins mehrere Teilnehmer zu riesen Netzwerken zusammenschließen, wird beim PoS per Zufall ein Teilnehmer ausgewählt. Dieser muss dann eine bestimmte Anzahl an Ether hinterlegen, bevor er mit der Bestätigung der Transaktionen beginnt. Dieser Pfand wird bei einem Betrugsversuch eingezogen.
Prognosen für Ethereum 2.0
Allein durch die bevorstehende Umstellung sind die Kurse vieler Altcoins in den letzten Wochen gestiegen und auch die Prognosen für 2021 sehen vielversprechend aus. Viele Experten prognostizieren einen langsamen aber stetigen Wachstum für Ether.
Das Ergebnis der aktuellen Umstellung auf Proof-of-Stake und Smart Contracts könnte Ethereum auf ein neues Allzeithoch treiben. Eine Frage, die Anleger in den kommenden Jahren wohl stark beschäftigen wird: Wird Ethereum dank Smart Contracts den Bitcoin schlagen?
Der Technologieexperte Ian McLeod nimmt an, dass Ethereum innerhalb der nächsten Jahre etwa 50% der jetzigen Bitcoin Marktanteile übernehmen wird und auch viele weitere Analysen sind sehr optimistisch. Wie sich das ganze entwickeln wird und ob die Umstellung wie gewünscht gelingt, wird sich jedoch frühestens im kommenden Jahr zeigen.
Fest steht allerdings, dass Smart Contracts auch unabhängig der Kryptowährung eine tolle Möglichkeit bieten, um Prozesse jeder Art zu verbessern. Ob bei Verträgen, bei Banken oder Behörden – der Smart Contract funktioniert als digitaler, automatisierter Vertrag in fast allen Bereichen und hat viele Vorteile. Das Beispiel Ethereum und die dazugehörige Blockchain und Softwares, zeigen das mehr als deutlich.