Genießen Sie das Jetzt. Aber denken Sie auch an die Zukunft
„Ach, mit der Rente beschäftige ich mich in ein paar Jahren. Jetzt genieße ich noch meine Jugend.“ oder „Meine Altersvorsorge ist durch die Rente gesichert, da muss ich mir keine Sorgen machen.“ – So denken viele jungen Menschen im Jahr 2019, doch leider ist das mittlerweile ein Trugschluss. Besonders im Bezug auf die Themen Altersrente und Vorsorge in Deutschland passt das Sprichwort „Je früher desto besser“ wie die Faust aufs Auge. „Aber reicht es nicht, wenn ich mich erst später um meine Rente kümmere, schließlich ist diese durch meine monatlichen Beiträge ja eh gesichert, oder?“ – Leider nein.Die gesetzliche Rentenversicherung: Reicht das schon?
In den letzten Jahren wurden die Themen Altersrente und -vorsorge immer häufiger diskutiert. Der Grund? Der demografische Wandel bringt das System, indem die aktuell arbeitende Generation die Rente der Senioren zahlt, ins Wanken.
Wenn Jung und Alt zusammenarbeiten: Der Generationenvertrag
Das bedeutet einfach ausgedrückt, dass die aktuelle Generation an Arbeitnehmern die „Zahler“ der aktuellen Rentnergeneration sind und diese deutschen Renten momentan finanziert. Dies beruht auf dem gesellschaftlichen Abkommen, dass sich Generationen solidarisch mit der jeweils anderen stellt. Ähnlich wie bei der Rente stützt sich auch die gesetzliche Krankenkasse und die Pflegeversicherung in Deutschland auf dieses Prinzip.Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer mit den jeweiligen Rentenbeiträgen nicht für ihre eigene Rente sparen, sondern die Altersrente beispielsweise für die Generation der eigenen Eltern bezahlt. Die Veränderung der Altersstruktur in Deutschland, als Folge der sinkenden Geburtenraten und der steigenden Lebenserwartung, stellt das Rentensystem vor eine große Herausforderung. Laut einer Aussage des statistischen Bundesamt werden neugeborene Jungen im Schnitt 78 Jahre alt.
Mädchen haben eine Lebenserwartung von mehr als 83 Jahren. Zum Vergleich: 1990 waren es für Frauen nur 79 Jahre und die Männer hatten eine Lebenserwartung von 73 Jahren. Steigt die Zahl der Rentner überproportional zu der arbeitenden Bevölkerung, ergibt sich eine Differenz. Der sogenannte Altenquotient, also das Verhältnis der über 65-jährigen und der Menschen zwischen 20 und 65, zeigt, wie viele Arbeitnehmer die Rente einer Person finanzieren. Sind die jüngeren Generationen in Deutschland dünner besetzt, führt das zu einem Ungleichgewicht.
Zudem zeigt sich ein Trend zu einer kürzeren Lebensarbeitszeit, da die neue Generation an Arbeitnehmern heutzutage meist erst sehr spät in den Beruf starten und den Wunsch äußern, schon vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand zu gehen. Ungleichheit der Generationen: immer weniger junge Leute müssen die Rente, immer mehr werdender Senioren, finanzieren. Zwar probiert die Politik mit höheren Rentenbeiträgen, späterem Eintrittsalter und eine generelle Reduzierung der Rente, die Folgen des demografischen Wandels abzumildern, die Folgen in Form von Leistungseinschränkung für zukünftige Generationen sind jedoch absehbar und kaum aufzuhalten.
Bedeutet mehr Lohn = mehr Rente?
Die Rente der älteren Generationen in Deutschland ergibt sich also aus den Beiträgen, welche die Arbeitnehmer und damit die zukünftigen Rentner in die Rentenversicherung einzahlen. Derzeit beträgt dieser etwa 19,6 Prozent wobei Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte der Rentenversicherung zahlen. Die Bemessungsgrenze liegt bei 5.600 Euro pro Monat. Mit diesen Beiträgen werden die Renten der älteren Generationen finanziert, während die Höhe der eigenen Rente davon abhängig ist, wie hoch der Bruttolohn ist und wie viele Jahre man Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt hat.Boomt die Wirtschaft und die Löhne steigern sich, werden auch die Rentenbeiträge höher. Die Steigerung von Löhnen und Renten geschieht jedoch nicht in gleicher Weise. Der Nachhaltigkeitsfaktor, welcher in der Rentenformel zur Berechnung eingebaut ist, entlastet die Beitragszahler. Im Zuge des demografischen Wandels wird somit verhindert, dass die Rentenerhöhungen höher ausfallen als die Lohnentwicklung. Grundsätzlich gilt: Je länger gearbeitet wird und je höher der Lohn war, desto mehr Rente kann der Arbeitnehmer beziehen. Kindererziehungszeiten, Wehrdienst und Bundesfreiwilligendienste werden hierbei ebenfalls berücksichtigt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Arbeitnehmer mit mehr Gehalt auch automatisch mehr Altersrente beziehen können.
Gutverdiener zahlen aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze nicht auf ihr komplettes Einkommen Rentenbeiträge. Diese Grenze liegt derzeit bei einem Verdienst von 80.400 Euro im Jahr. Diese Beitragsbemessungsgrenze wird regelmäßig mit Wirkung zum 1. Januar per Rechtsverordnung angepasst. Um den Folgen des demografischen Wandels entgegen zu wirken, wurde diese Grenze innerhalb der letzten Jahre stets angehoben. Doch sie existiert weiterhin, weshalb Arbeitnehmer, egal wie viel sie nach oben hin verdienen, nur bis zu einem bestimmten Betrag einzahlen müssen.
So zahlen Arbeitnehmer die 6.700 Euro brutto verdienen genau so viel in die Rentenkasse wie Berufstätige, de 7.000 Euro brutto verdienen. Rentenversicherung für Selbstständige Nicht nur für Angestellte ist die gesetzliche Rentenversicherung Pflicht, auch Selbstständige müssen in die Rentenkasse einzahlen. Der Nachteil ist jedoch, dass sie den vollen Rentenbeitrag stemmen müssen, während angestellte Arbeitnehmer nur die Hälfte finanzieren müssen. Jedoch besteht die Möglichkeit sich nach drei Jahren für einen reduzierten Beitrag zu entscheiden. Alle nicht versicherungspflichtigen Selbstständige oder auch Freiberufler können freiwillig in die Rentenversicherung einzahlen. Dies ist besonders empfehlenswert, wenn sie bereits einige Zeit gesetzlich pflichtversichert waren.
Hart verdientes Geld, aber für die Yacht wird’s nicht reichen!
Träumen Sie auch von Wohlstand in der Rente? Trotz jahrelanger Einzahlung in die Rentenkasse, geht dieser Wunsch leider nicht immer in Erfüllung. Eine erste Hochrechnung der Rente erhält jeder Arbeitnehmer ab dem 27. Lebensjahr per Post. Die Deutsche Rentenversicherung senden dann in einem jährlichen Intervall neue Informationen. In diesem Schreiben findet der Arbeitnehmer drei Zahlen, wobei die erste Zahl den Rentenbetrag bei voller Erwerbsminderung beschreibt, also wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterarbeiten kann.Der zweite Betrag trifft ein, wenn ab diesem Zeitpunkt nicht mehr eingezahlt wird, während die letzte Zahl die Hochrechnung auf das Rentenalter ist. Dieser ist jedoch brutto, weshalb noch Abzüge stattfinden. Beim Eintritt in das Rentenalter müssen viele deutsche Rentner nur noch mit einem Bruchteil ihres vorherigen Gehalts auskommen, weshalb der gewohnte Lebensstandard meist nicht gehalten werden kann. Besonders für Arbeitnehmer die meist nur für den Mindestlohn tätig waren, erhalten eine niedrige Bruttorente.
In Zeiten der Mini-Jobs und befristeter Verträge ist es für die breite Masse schwierig, dauerhaft bezahlte Arbeit zu finden. Dies kann dazu führen, dass die spätere Rente nicht einmal dafür reicht die laufenden Kosten wie Miete, Wasser und Strom zu decken. Ob man im Alter den gleichen Standard halten kann oder sich finanziell einschränken muss, erfährt man durch eine Berechnung der voraussichtlichen Rente.
Das 1×1 der Rente: So berechnen Sie Ihre Rentenhöhe
Wie bereits erwähnt erhält jeder Arbeitnehmer ab dem 27. Lebensjahr eine Hochrechnung der deutschen Rentenversicherung. Doch auch online kann man über verschiedenste Anbieter seine zukünftige Rente ausrechnen lassen. Dadurch, dass die Rente jedoch individuell abhängig vom Lebenslauf und bestimmten Abschnitten im Leben ist, lässt sich die Rentenberechnung nicht auf eine einfache Formel reduzieren. Die monatliche Höhe der gesetzlichen Rente ist eine Multiplikation verschiedener Werte wie der Entgeltpunkte, Zugangsfaktor, dem aktuellen Rentenwert und den Rentenartfaktor. Entgeltpunkte Wir wissen ja bereits, dass die Höhe der eigenen gesetzlichen Rente davon abhängt, was man über das Erwerbsleben hinweg verdient. Vergleichbar mit Treuepunkten im Supermarkt sammelt man über das Jahr hinweg sogenannte Entgeltpunkte. Diese werden auf dem Rentenkonto gutgeschrieben und bilden die Basis für die spätere Berechnung der Rente. Hierbei wird der eigene Verdienst mit dem Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer verglichen. Liegt der Verdienst innerhalb des Durchschnitts, erhält man einen Entgeltpunkt.Beispiel: Liegt das jährliche Einkommen eines Versicherten im Durchschnitt, erhält er einen Entgeltpunkt. Verdient er jedoch das 1,5-fache im Vergleich zum Durchschnittseinkommen, werden ihm 1,5 Entgeltpunkte gutgeschrieben. Verdient er nur die Hälfte im Vergleich zum deutschen Durchschnitt, erhält er 0,5 Entgeltpunkte.
Zugangsfaktor Dieser Faktor drückt aus, ob das gesetzliche Rentenalter, also die Regelaltersgrenze, bei Rentenbeginn erreicht oder sogar über- bzw. unterschritten wurde. Hält sich der Arbeitnehmer an die vorgegebene Regelaltersgrenze, liegt der Zugangsfaktor bei 1,00.
Aktueller Rentenwert Hierbei handelt es sich um den Gegenwert, der einem Entgeltpunkt entspricht. Dieser Betrag verändert sich je nach wirtschaftlicher Situation des Landes. Aktuell steht aber beispielsweise ein Entgeltpunkt in Ostdeutschland für 32,03 Euro.
Rentenartfaktor Rente ist nicht gleich Rente, denn man unterscheidet zwischen verschiedenen Varianten bzw. Gründen warum eine Rente bezogen wird. Je nach Art der Rente, erhält diese auch einen anderen Wert:
- Altersrente, Rente wegen voller Erwerbsminderung & Erziehungsrente: 1,0
- Renten wegen teilweiser Erwerbsminderung: 0,5
- Vollwaisenrente: 0,2
- Halbwaisenrente: 0,1
- Witwenrente: 0,55
Und wenn es doch eine Yacht geben soll: Das Drei-Säulen-System
Für viele Arbeitnehmer in Deutschland reicht die gesetzliche Rente nicht aus, weshalb sie gern auf weitere Möglichkeiten der Absicherung zurückgreifen. Dreifache Absicherung des deutschen Rentensystems – Ursprünglich wurde das sogenannte Drei-Säulen-System dafür entwickelt, die gesetzliche Rente zu entlasten. Im Zuge des demografischen Wandels und der prognostizierten Entwicklung der ausgezahlten Rente, sind die zusätzlichen Maßnahmen für viele Arbeitnehmer aber mehr als nur eine Alternative. Vielmehr sind die betriebliche und private Altersvorsorge mittlerweile wichtige Bestandteile, um sich im Alter abzusichern.Die erste Säule – Basisvorsorge durch die gesetzliche Rente
Hierzu zählen die gesetzliche Rentenversicherung, berufsständische Versorgungswerke oder Rürup-Rente. Es handelt sich hierbei um die tragende Säule des deutschen Rentensystems, durch welche fast jeder Arbeitnehmer abgesichert ist.Die zweite Säule – geförderte Vorsorge dank der betrieblichen Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge, kurz BAV, ist in einigen Fällen günstiger als die private Vorsorge, da der Chef oft sogar finanzielle Zuschüsse beisteuert. Das klassische Modell charakterisiert sich dadurch, dass der Arbeitnehmer einen Teil seines Lohns zugunsten der betrieblichen Altersvorsorge umwandelt. Die betriebliche Altersvorsorge organisiert der Arbeitgeber für Sie, das bedeutet, er wählt aus wie und wo zusätzliche Rücklagen gebildet werden.Hierbei hat jeder Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf eine BAV, auch wenn der Arbeitgeber diese nicht offen anbietet. Der Vorteil hierbei ist, dass für den jeweiligen Beitrag zunächst keine Steuern oder Abgaben anfallen. Die Versteuerung findet jedoch später statt und gesetzlich Versicherte müssen zudem den vollen Beitrag zur Pflege- und Krankenversicherung zahlen. Ob sich eine betriebliche Altersvorsorge lohnt, hängt letztendlich davon ab, zu welchen Konditionen der Arbeitgeber diese anbietet.
Die dritte Säule – Eigeninitiative mit der privaten Altersvorsorge
Zu dieser Säule zählen beispielsweise die private Lebens- oder Rentenversicherung, aber auch Fondssparpläne gehören zu dieser Schicht. Sparbücher, Aktien, Immobilien oder private Rentenversicherung – je nach Lebenslage können diese Maßnahmen die gesetzliche Rente ergänzen. Bevor man sich für eine dieser Mittel entscheidet, sollte man sich jedoch genau über die Bedingungen und Leistungen informieren. Da die gesetzliche Rente voraussichtlich nicht ausreichen wird, ist es ratsam, sich früh über die verschiedenen Maßnahmen der privaten Altersvorsorge zu informieren und die richtige im Bezug auf individuelle Bedürfnisse zu finden.Kurz und Knackig: Die Rente in Deutschland
Die gesetzliche Rente ist für die meisten Arbeitnehmer in Deutschland der wichtigste Baustein zur Altersvorsorge. Die Höhe der späteren Rente hängt davon ab, wie viel man über das gesamte Erwerbsleben hinweg verdienen konnte, wie viele Jahre man Beiträge in die deutsche Rentenkasse eingezahlt hat und somit auch wie viele Entgeltpunkte gesammelt wurden.Das deutsche Rentensystem beruft sich auf das sogenannte Umlageverfahren. Dies bedeutet, dass die jüngeren Generationen die Rente der älteren Bevölkerung finanzieren. Verändert sich das Verhältnis dieser Bevölkerungsgruppen in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels, müssen immer weniger junge Menschen die Rente von immer mehr Senioren stemmen. Die Standardrente beträgt rund 1.200 Euro monatlich. Um diese zu bekommen, muss man allerdings 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt und während dieser Zeit stets ein Entgelt in Höhe des Durchschnittsentgelts bezogen haben.
Dies ist jedoch nur bei wenigen Rentnern der Fall, weshalb die Durchschnittsrente deutlich unter diesem Betrag liegt. Abzüge durch Lücken im Lebenslauf oder ein regelmäßiges Gehalt unter dem Durchschnitt sind keine Seltenheit. Besonders die Zunahme an Studenten und der daraus resultierende spätere Berufseintritt, stellt viele Versicherte vor Probleme. Oft erreichen sie deshalb trotz durchgängiger Erwerbstätigkeit nur selten die angestrebten 45 Jahre.
Daher ist es für viele Arbeitnehmer unabdingbar, sich mit weiteren Maßnahmen wie beispielsweise einer privaten Altersvorsorge zusätzlich abzusichern und sich regelmäßig über den eigenen Rentenanspruch zu informieren. Um die richtige Maßnahme für seine individuellen Bedürfnisse zu finden, ist es wichtig, die Versicherungslücke zu erkennen und dann schnellstmöglich zu handeln – denn Vorsicht ist besser als Nachsicht.