Donnerstag, 5. November 2020

Wenn´s mal wieder länger dauert

Noch schnell die E-Mails nach dem Abendessen checken, ein wichtiger Anruf am Wochenende oder die Kunden-Sonderwünsche noch mal eben umsetzen: Überstunden gehören in vielen Unternehmen selbst­verständlich dazu. Mehr als 54 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten laut Arbeitzeitenmonitor 2019 Überstunden in Deutschland. Doch Mehrarbeit kann auch gegen das Arbeitsrecht verstoßen. Wir verraten Ihnen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie auf Dauer mehr Zeit an Ihrem Arbeitsplatz verbringen.

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Wer leistete im Jahr 2019 wie viele Überstunden?

Die aktuelle Studie 2019 zeigt: Jeder Arbeit­nehmer arbeitet im Durch­schnitt gut drei Stunden pro Woche ohne Entlohnung oder Freizeit­aus­gleich. Fachkräfte liegen bei 2,7 und Führungskräfte bei 7,8 Stunden. Klingt nach viel? Der Trend sieht jedoch anders aus. Denn seit der Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009 ist mit dem Boom der Wirtschaft die Anzahl der im Durchschnitt geleisteten Überstunden pro Woche deutlich gesunken.
3,03
Überstunden pro Woche leisten deutsche Arbeitnehmer (Ø)
Arbeitszeitenmonitor 2019
Mit zunehmender Position wächst auch die Zahl der Überstunden. So machen über die Hälfte (51 Prozent) der Fachkräfte Überstunden. Bei den Führungskräften sind es mit 83 Prozent sogar deutlich mehr.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern arbeiten die Hamburger und Berliner am längsten.

Überstunden nach Branchen

Je nach Branche fallen unterschiedlich viele Überstunden in Deutschland an. Beschäftigte in Unternehmensberatungen liegen in der Überstunden-Statistik auf dem ersten Platz. Sie leisten im Durchschnitt 5,18 Überstunden pro Woche. Einen Ausgleich dafür erhalten jedoch nur 25 Prozent der Angestellten. Auf dem zweiten und dritten Rang folgen die Konsum- und Gebrauchsgüterbranche sowie Logistik-, Transport- und Verkehrsunternehmen. Die wenigsten Überstunden fallen in der Steuerberatung an.

 

Überstunden oder Mehrarbeit – Was ist der Unterschied?

Arbeitgeber, die mehr arbeiten, leisten Überstunden oder Mehrarbeit. Doch Überstunden sind genau genommen nicht identisch mit Mehrarbeit – zumindest rechtlich gesehen:

 

  • Mehrarbeit: Überschreitet ein Arbeitnehmer die genannte gesetzliche Regelarbeitszeit von durchschnittlich acht Stunden pro Werktag, leistet er Mehrarbeit.
  • Überstunden: Als Überstunden wird die Arbeitszeit bezeichnet, die über die vertraglich festgelegte Arbeitszeit hinausgeht. Gesetzlich dürfen Sie maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten – kurzfristig auch 60 Stunden.

Statistisch gesehen steigt die Anzahl der Überstunden mit dem Gehalt.

8 Fragen rund um das Thema Überstunden in Deutschland

Die aktuelle Studie 2019 zeigt: Überstunden gehören ab und an in nahezu jedem Beruf dazu. Vielleicht, weil ein Projekt mehr Ressourcen benötigt als ursprünglich kalkuliert. Manchmal bringt auch die Urlaubsvertretung für einen Kollegen Überstunden mit sich. Wenn die Überstunden jedoch zur Regel werden, gilt es zu reagieren. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten recht­lichen Fragen und Regelungen zu den Themen Überstunden und Mehrarbeit in Deutschland:

 

1. Was sind eigentlich Überstunden?

Überstunden oder Plusstunden, leisten Arbeitnehmer laut Arbeitsrecht immer dann, wenn sie die mit ihrem Arbeitgeber festgelegte Arbeitszeit überschreiten. Meist ist die Arbeitszeit im Arbeitsvertrag vereinbart. Sie kann sich aber auch aus einem Tarifvertrag, Kollektivvertrag bzw. Gesamtarbeitsvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einem Gesetz ergeben.

Überstunden müssen vom Arbeitgeber angeordnet oder zumindest gebilligt werden.

2. Muss ich Überstunden machen, wenn mein Chef es will?

Nein. Wenn es keine Vereinbarung in ihrem Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag dazu gibt, sind Mitarbeiter nicht zu Überstunden verpflichtet. Die Höchstarbeitszeit pro Woche wurde üblicherweise mit dem Arbeitsvertrag vereinbart. Der Arbeitgeber ist nicht berechtigt, darüber hinaus Überstunden festzulegen. Nur wenn der Vertrag eine Klausel für Überstunden beinhaltet, kommen Überstunden auch in Betracht. In diesem Fall ist eine bestimmte Anzahl von Überstunden pauschal mit dem Gehalt abgegolten.

 

3. Gibt es Ausnahmen für Überstunden?

Wenn im wahrsten Sinne des Wortes “die Hütte brennt”, können Arbeitgeber Überstunden anordnen. Bei Notfällen und Katastrophen wie Bränden oder Überschwem­mungen beispielsweise können laut Arbeitsrecht Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zu Überstunden verpflichten.

 

4. Habe ich einen Anspruch auf Vergütung meiner Überstunden?

Es gibt keine einheitlichen Regelungen darüber, ob der Chef verpflichtet ist, eine Vergütung für die Überstunden zu zahlen. Viele Unternehmen bieten heutzutage zum Beispiel die Möglichkeit, Überstunden über Gleitzeit- und Arbeits­zeit­konten auszugleichen. Sieht der Arbeitsvertrag keine Regelung vor, bedeutet das nicht, dass der Mitarbeiter kein Recht auf bezahlte Überstunden in Deutschland hat.
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David Patrick Kundler
Klären Sie rechtzeitig, welche Vergütung oder Freizeit Sie im Gegenzug für Ihre Überstunden erhalten.

5. Wie viele unbezahlte Überstunden sind in Deutschland 2020 erlaubt?

Grundsetzlich schreibt das Arbeitszeitgesetz vor, dass Arbeitnehmer montags bis samstags je acht Stunden pro Tag arbeiten dürfen. Das bedeutet eine maximale Wochen-Arbeitszeit von 48 Stunden. Mitarbeiter mit einer 40-Stunden-Arbeitswoche dürfen damit bis zu acht Überstunden pro Tag in Deutschland leisten. Anders sieht es bei Arbeitnehmern unter 18 Jahren aus. Sie dürfen dem Arbeitszeitgesetz zufolge nicht länger als 40 Stunden pro Woche arbeiten.

 

6. Muss mein Chef einen Überstundenzuschlag zahlen?

Einen Anspruch auf einen Über­stun­den­zu­schlag haben Arbeitnehmer nicht. Das heißt, Arbeitgeber in Deutschland müssen im Allgemeinen den Stundenlohn und damit ihr Gehalt auch bei Überstunden nicht erhöhen. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein sol­cher Überstundenzu­schlag im Ar­beits­ver­trag, in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder in ei­nem Ta­rif­ver­trag festgeschrieben ist.

41% aller Frauen erhalten einen Überstundenzuschlag. Bei ihren männlichen Kollegen sind es 46%.

7. Darf ich als Mitarbeiter in Teilzeit Überstunden machen?

Für Teilzeitkräfte gilt die gleiche Regelung wie für Vollzeitmitarbeiter. Für sie sind Überstunden nur zulässig, wenn eine Rechtsgrundlage dafür vorliegt und der Arbeitgeber diese auch anordnet. Auch im Hinblick auf die Vergütung ihrer Überstunden wie zum Beispiel einem Überstundenzuschlag dürfen Teilzeitkräfte gegenüber Vollzeitkräften in ihrer Arbeit nicht benachteiligt werden.

 

8. Was passiert mit meinen Überstunden bei einer Kündigung?

Im Falle einer Kündigung entscheidet der Arbeitgeber, ob Überstunden ausgezahlt oder als Freizeitausgleich vergütet werden. Dabei ist es unerheblich, ob der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer die Kündigung eingereicht hat. In vielen Fällen ist die Vergütung der Überstunden in Deutschland zum Beispiel in Form von zusätzlichen Urlaubstagen üblich.

 

Im Zweifel lohnt es sich, den Arbeitsvertrag auf eine entsprechende Klausel zu prüfen. Betroffene können sich bei einer Rechtsberatung Unterstützung suchen und Informationen einholen.
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3 Tipps gegen Überstunden

Eine ausgiebige Einarbeitung, eine vorverlegte Deadline, hohe Ansprüche an die eigene Arbeit oder der Wunsch in seiner Karriere den nächsten Schritt zu gehen: Bei motivierten und engagierten Berufseinsteigern kann das Überstundenkonto im Handumdrehen wachsen.

Im Laufe des Berufsleben steigt die Anzahl der Überstunden sogar weiter: Während Fachkräfte am Anfang ihrer Karriere rund 192 Überstunden pro Jahr leisten, sind es 20 Jahre später bereits 244 Stunden. 9.655 Überstunden haben Fachkräfte insgesamt am Ende ihrer Karriere geleistet. Führungskräfte kommen sogar auf 15.390 Überstunden.


Überstunden im Laufe der Karriere

Infografik Überstunden in Deutschland
Damit aus einem Traumjob kein Stressjob wird, der in einem Burnout mündet, geben wir Ihnen drei Tipps gegen Überstunden auf der Arbeit an die Hand. So rückt der pünktliche Feierabend wieder in greifbare Nähe:

 

  1. Termine früher legen
    Viele Besprechungen dauern oftmals länger als ursprünglich geplant. Setzen Sie Ihre Termine am Vormittag an. So machen Sie keine Überstunden wegen eines Meetings, auch wenn es mal länger dauert.
  2. Auch mal Nein sagen
    Sie haben einen privaten Termin am frühen Abend? Informieren Sie Ihre Kollegen auf der Arbeit rechtzeitig darüber und bleiben Sie selbstbewusst und bestimmt, wenn der pünktliche Feierabend zu kippen droht.
  3. Finger weg vom Handy
    Soeben mal die WhatsApp-Nachrichten checken? Ein Blick auf das Handy kostet bei der Arbeit oftmals mehr Zeit, als man glaubt. Auch als Digital Native sind Sie unkonzentrierter und brauchen länger für Ihre Aufgaben. Lassen Sie Ihr Smartphone deshalb lieber in der Tasche.
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